Von der Theorie in die Praxis
«In jedem Gespräch soll die Person näher an das herankommen, was sie möchte»
Viel Fachwissen, wenig Berufserfahrung – das entspricht oft nicht den hohen Anforderungen der Wirtschaft. Gerade Studienabgänger und -abgängerinnen mit einem grossen Rucksack an theoretischem Fachwissen tun sich mit dem ersten Schritt ins Berufsleben schwer. Coach Simon Schmid hat sich mit dieser Problematik befasst und hilft, diese Hürde zu überwinden.
Interview: Simon Wegmüller
Fotos: Simone Gloor
Simon Schmid, 45, absolvierte sein Masterstudium in Mentalcoaching an der Paris London Universität in Salzburg. Er arbeitete zuvor als Ökonom und Berater in diversen Fach- und Führungsfunktionen im privaten und öffentlichen Finanzbereich. Daneben war er im Bildungssektor als Fachdozent in Management und Wirtschaft, als Mentor für Bachelorthesen und Studienarbeiten sowie in der Schulleitung im Bereich der Erwachsenenbildung tätig.
Simon Schmid ist seit mehreren Jahren als Coach in der beruflichen Integration unterwegs. Seit September 2020 arbeitet er als Coach bei FAU – Fokus Arbeit Umfeld in Zürich. Im ALV-Bereich begleitet er hochqualifizierte Stellensuchende auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben.
«Wenn das Vertrauen nicht da ist, ist es schwierig, den Prozess zu gestalten.»
«Ich habe sehr viele positive Erfahrungen mit jungen Menschen sammeln dürfen.»
Wie schafften Sie persönlich nach der Ausbildung den Einstieg in die Arbeitswelt?
SIMON SCHMID: Diese Frage bringt mich zurück an den Anfang meiner beruflichen Karriere. Ich begann mit einer Lehre, wollte aber nicht im Lehrbetrieb bleiben.
Deshalb nicht, weil ich dachte, dass ich weiter in der Rolle als Lehrling wahrgenommen würde, und das wollte ich nicht. Deshalb habe ich mich entschieden, den Betrieb zu verlassen, nachdem ich die Lehre abgeschlossen hatte. Die Jobsuche gestaltete sich aber schwieriger, als ich mir das vorgestellt hatte. Stellen gab es in dieser Zeit für Einsteiger nicht wirklich viele. Ich wusste aber, dass ich gewisse Kompromisse eingehen musste, und habe mich auf verschiedenste Stellen beworben. Dabei habe ich auch Absagen gekriegt und musste lernen, damit umzugehen. Etwa zwei bis drei Monate später erhielt ich allerdings ein Stellenangebot in der Region Basel. Hier war der eine Kompromiss der Arbeitsweg von etwa eineinhalb Stunden, der andere, dass die Stelle befristet war.
Beides sind meiner Meinung nach Faktoren, die ein Studienabgänger in Kauf nehmen sollte. Zum Beispiel sollte gerade der Arbeitsweg eigentlich kein Kriterium sein, auch wenn dieser natürlich Grenzen haben darf. Schliesslich wurde aus meiner befristeten Stelle eine Festanstellung. Danach wollte ich ins Ausland. Für mich war es wichtig, auch Erfahrungen ausserhalb der Schweiz zu sammeln. So machte ich einen längeren Aufenthalt in den USA und war unter anderem in San Francisco. Das war für mich eine tolle Erfahrung.
Danach habe ich mir überlegt, wie es weitergehen könnte. Mich hat immer die Idee angetrieben, Wissen zu vermitteln. Dies hat mich dazu motiviert, mein Studium abzuschliessen, obwohl es natürlich auch da manchmal Dinge gab, die mich nicht so interessierten. Ich konnte später diesen Wunsch zur Wissensvermittlung umsetzen und durfte als Fachdozent arbeiten und somit zum ersten Mal vor einer Klasse stehen.