Sinn und Zweck der Bewerbungsunterlagen ist, sich aus der Bewerbungsflut positiv hervorzuheben und dem Empfänger als spannender Kandidat in Erinnerung zu bleiben. Dies erreicht nur, wer sich überzeugend präsentiert. Das Dossier soll beim potenziellen Arbeitgeber den Wunsch wecken, mehr über den Interessenten zu erfahren.
Inhalt und Gestaltung des Bewerbungsdossiers sind entscheidend dafür, welchen ersten Eindruck der Absender beim Adressaten hinterlässt – und ob er eine Runde weiterkommt.
Text ERWIN RAYMANN
Oft wendet die zuständige Person für die erste Sichtung von Bewerbungsunterlagen nur wenige Augenblicke auf, dann muss sie entscheiden, ob das Dossier in die nächste Runde kommt oder ausscheidet. Es sind verschiedene Signale, die beim ersten Eindruck auf uns einwirken. Die Wahrnehmung und Einstufung in positiv oder negativ wird massgeblich durch unsere Erfahrungen und die Umgebung beeinflusst, erklärt der kanadische Journalist und Unternehmensberater Malcolm Gladwell in seinem Buch «Blink! Die Macht des Moments». Manchmal können wenige Augenblicke alles verändern. Und das lässt sich bis zu einem gewissen Grad steuern.
Die Bestandteile des Bewerbungsdossiers
Das Motivationsschreiben, der Lebenslauf, eventuell noch das Deckblatt und das Portfolio sind die zentralen Komponenten eines vollständigen Dossiers. Dazu kommen in der Regel die Scans der Zeugnisse und Zertifikate. Weil Bewerbungen heute praktisch nur noch elektronisch eingereicht werden, ist der Sinn eines rein dekorativen Deckblatts nicht mehr gegeben. Eine gute Möglichkeit ist aber, die erste Seite des Lebenslaufs wie ein Deckblatt zu gestalten, indem die Personalien, ein grösseres Foto und die Kernkompetenzen aufgeführt werden, ohne diese Angaben danach zu wiederholen.
Das Bewerbungsschreiben
Das Bewerbungsschreiben soll die Motivation des Bewerbers deutlich zum Ausdruck bringen. Der Empfänger soll erkennen, dass die sich bewerbende Person genau zu dieser Stelle und zum Unternehmen passt. Um das zu erreichen, sollten Interessenten das Stelleninserat genau analysieren, um möglichst alle darin aufgeführten wichtigen Kriterien ansprechen zu können.
Aufbau in vier Abschnitten:
• Einleitung: Ratsam ist, direkt am Anfang aufzuzeigen, warum man sich für die Stelle und das Unternehmen interessiert. Falls zuvor schriftlich oder telefonisch Kontakt zum Adressaten stattgefunden hat, sollte darauf Bezug genommen werden.
• Kompetenzen: Alle für die Position relevanten und in der Stellenausschreibung explizit genannten Fähigkeiten und Ausbildungen sollten erwähnt werden. Zudem kann ausgeführt werden, was man speziell zu bestimmten Zielen oder Entwicklungen beitragen kann.
• Charakter: Positive Eigenschaften und Sozialkompetenz dürfen auch genannt werden. Schlagworte zu relativen Eigenschaften wie «belastbar» oder «effizient» sollten jedoch vermieden werden, wenn sie nicht in einen Kontext eingebettet werden können. Schreibt hingegen eine Pflegefachkraft, sie habe ihre Belastbarkeit bewiesen, wird diese im Zusammenhang mit schwer kranken Patienten anschaulich, und jeder kann sich etwas darunter vorstellen.
• Schlussteil: Zum Abschluss sollte nochmals bekräftigt werden, dass man die ausgeschriebene Stelle gerne besetzen würde, und Anstoss für eine Kontaktaufnahme gegeben werden. Es wirkt besser, dabei auf den Konjunktiv zu verzichten, also lieber «Ich freue mich darauf, mich Ihnen persönlich vorzustellen» statt «Es würde mich freuen, mich Ihnen persönlich vorstellen zu dürfen».
Der Lebenslauf
Der Lebenslauf sollte dem Adressaten einen schnellen Überblick über Tätigkeiten, Kernkompetenzen, Ausbildungen und Qualifikationen verschaffen. Ein übersichtlicher und klar strukturierter Aufbau ist dabei von grossem Nutzen. Der heute übliche tabellarische Lebenslauf eignet sich dafür am besten: Die beruflichen Stationen und weitere Kompetenzen werden in einzelnen Abschnitten mit Titeln, kurzem Beschrieb und Daten dargestellt. Der ausführliche Lebenslauf, in dem der Werdegang im Fliesstext verfasst wird, eignet sich nur, wenn Bewerber nicht alle Arbeitgeber oder Tätigkeiten einzeln auflisten möchten. Das ist vor allem für Personen zweckmässig, die temporär angestellt werden, zum Beispiel im Gastgewerbe.
Der Lebenslauf soll kompakt bleiben und je nach Berufserfahrung etwa zwei bis drei Seiten umfassen. Hier gilt: so kurz wie möglich, so lang wie nötig. Als zentrales Element des Dossiers muss der Lebenslauf den bestmöglichen Eindruck hinterlassen.
Der Lebenslauf sollte folgende Bestandteile enthalten:
• Bewerbungsfoto, Personalien mit Kontaktangaben
• Kernkompetenzen
• Berufliche Stationen mit Zeitraum, Funktion und Arbeitgeber, beginnend beim neuesten
• Aus- und Weiterbildungen
• Kenntnisse wie Fremdsprachen, Softwarekenntnisse
• Eventuell Referenzen, nebenberufliche Tätigkeiten, Hobbys
Die Bewerbung als Geschichte
Im Marketing wird seit vielen Jahren sogenanntes Storytelling als Methode angewendet, ein Produkt anhand einer interessanten Geschichte anzupreisen. Eine Bewerbung ist eigentlich nichts anderes als Marketing in eigener Sache. «Die Karriere beziehungsweise der Lebenslauf ist eine Geschichte, die spannend und anschaulich erzählt werden kann. Nebst den unabdingbaren Fakten dürfen durchaus auch gezielt berufliche und persönliche Erlebnisse oder sogar Emotionen in die Schilderung miteinfliessen. Dies allerdings stets verbunden mit einem konkreten Ziel, etwa der Veranschaulichung von besonderen fachlichen oder sozialen Qualitäten», sagt FAU-Coach Christian Föllmi. So entwickle sich ein roter «Lebensfaden», und der Leser könne sich ein einprägendes Bild von der Person machen.